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Im Versteck vor den Nationalsozialisten erstellte der Jude Curt Bloch 96 kleine Satirehefte mit fast 500 Gedichten auf über 1.700 Seiten. Seine Magazine mit dem Titel „Het Onderwater-Cabaret“ zirkulierten in den Jahren 1943 bis 1945 im Kreise weiterer Untergetauchter und ihres Unterstützungsnetzwerks. Mit Reimen auf Niederländisch und Deutsch kommentierte Bloch den Kriegsverlauf und verspottete die Faschisten. Er gewährte in seinen Texten aber auch Einblicke in seine Seele zwischen Hoffnung und Verzweiflung. Alle Hefte sind noch im Original erhalten und lagerten fast acht Jahrzehnte in einer New Yorker Wohnung.
Curt Blochs Magazine aus dem Versteck sind ein einzigartiges Zeugnis der NS-Zeit, von Krieg, Antisemitismus und Unterdrückung, aber auch von kreativem Widerstand und dem Glauben an den Sieg der Menschlichkeit. Die Website ermöglicht erstmals den Zugriff auf sämtliche Ausgaben und Gedichte – in drei Sprachen. Wir präsentieren diesen kreativen Nachlass im kompletten Umfang: Vorhang auf für das „Onderwater-Cabaret“!
Die Onlinepräsenz entstand als Initiative unserer Agentur in enger Zusammenarbeit mit den Nachkommen Curt Blochs. Dank der Förderung von deutschen Rotary Clubs (unter Führung des Rotary Clubs Wiesbaden-Kochbrunnen), privaten Zuwendungen und Stiftungen konnte die Website als Gemeinschaftsprojekt realisiert werden. Sie versteht sich als Ergänzung der Ausstellung „Mein Dichten ist wie Dynamit – Curt Blochs Het Onderwater-Cabaret“ im Jüdischen Museum Berlin (9. Februar bis 23. Juni 2024)
Das Projekt schlug hohe Wellen. So wurde der Webauftritt in der New York Times erwähnt, nationale und internationale Medien berichteten. Besonders hohe Zugriffsraten verzeichnete die Internetseite, nachdem sich Olli Schulz und Jan Böhmermann in ihrem Spotify-Podcast „Fest & Flauschig“ (ca. 1 Million Hörerinnen und Hörer) rund eine Viertelstunde mit den Inhalten der Website beschäftigt hatten und zwei Gedichte rezitiert wurden. Ausgewählte Gedichte sind auf der Website als Audio-Datei abrufbar, die bekannte Persönlichkeiten eingelesen haben – z. B. die Schauspielerinnen und Schauspieler Barbara Auer, Bibiana Beglau, Robert Dölle, Markus Scheumann, Raphael Dwinger, Jacques Klöters, Oliver Wronka, Max Raabe oder Richard Gonlag. Aber auch Gedicht-Rezitationen von Zeitzeugen und jüdischen Überlebenden des Holocausts wurden aufgenommen, z. B. von Georg Stefan Troller, Ralph Jacob, Irene Butter, Carrie Polak oder Louis Polak. Die Onlinepräsenz wird kontinuierlich weiterentwickelt, dies betrifft auch die sukzessive Übersetzung von Gedichten in literarisch-lyrischer Form.
Auszeichnungen: Art Directors Club von Deutschland, European Design Award, PRINT Award (USA)